Steuerberater bieten ihren Mandanten vielfach eine ganzheitliche Hilfe. Das ist sinnvoll, wie der BStBK-Präsident Raoul Riedlinger in einem Interview mit Springer Professional darlegte.

Was bringt der ganzheitliche Beratungsansatz?

Laut Raoul Riedlinger können Steuerberater ein Unternehmen auch zu Fragen der Wertschöpfung beraten. Das wäre der betriebswirtschaftliche Teil ihrer Expertise, hinzu kommt eine nicht unerhebliche juristische Komponente. Die betriebswirtschaftliche Beratung umfasst vorrangig die Kosten-/Leistungsrechnung zwischen monatlicher BWA und Jahresabschluss. Ein Steuerberater erkennt oft eher als sein Mandant eine finanzielle Schieflage. In größeren Unternehmen geht es zusätzlich um strukturelle Fragen. Hier ist die juristische Expertise des Steuerberaters beim Gesellschaftsrecht, zu ausländischen Betriebsstätten oder zu grenzüberschreitenden Verrechnungspreisen gefragt. Nicht zuletzt wird der eigene Steuerberater immer eingebunden, wenn es um die Unternehmensnachfolge geht, so Riedlinger. Nur ein Feld sollte er eher nicht beackern: das der detaillierten Branchenberatung. Dafür seien spezialisierte Unternehmensberatungen besser geeignet.

Vorsorge und Vermögensaufbau: Begleitung durch den Steuerberater

Da Vorsorgeaufwendungen steuerlich geltend gemacht werden, ist der Steuerberater hier in seinem Kerngebiet zugange. Doch häufig geht es auch darum, für den Vermögensaufbau die passende Anlageform zu finden – in Zeiten der Niedrigzinsen erst recht. Es gibt steuerlich geförderte börsliche Anlageformen, etwa eine Riester- oder Rürup-Rente, die in einen Aktienfonds investiert. In solchen Fragen sind Steuerberater oft ausgezeichnete Experten. Entsprechende Fragen stellen ihre Mandanten laut Riedlinger dann, wenn der entnahmefähige Gewinn eines Steuerjahres berechnet wurde.

In diesem Moment fragen die Unternehmer ihren Steuerberater: Was lässt sich am besten mit dem Geld anfangen? Welche Form der Altersvorsorge sollte damit – auch aus steuerlicher Sicht – betrieben werden? Lohnt sich die Investition in Immobilien? Soll ein Unternehmer aus einer technischen Branche auch als Vermieter auftreten? Sind Aktien die bessere Alternative? Was bringen heute noch kapitalgebundene Lebensversicherungen? Hinzu kommen im Zusammenhang mit der Vorsorge auch Fragen des Erbrechts.

Fragen des Gesellschaftsrechts

Laut Riedlinger können Steuerberater ihren Mandanten ausgezeichnet helfen, wenn es um die gesellschaftsrechtliche Gestaltung ihres Unternehmens geht. Die Hauptentscheidung ab einer gewissen Größenordnung eines (gewachsenen) Unternehmens fällt zwischen Personen- vs. Kapitalgesellschaft. Die Frage, ob die ehemals kleine Firma nun eine GmbH, eine Kommanditgesellschaft oder gar eine Aktiengesellschaft (oder KGaA) werden soll, kann ohne die Expertise eines Steuerberaters gar nicht erschöpfend beantwortet werden.

Investitionsberatung durch den Steuerberater?

Auf diesem Sektor hängt es stark von der Branche ab, ob und inwieweit ein Steuerberater seinem Mandanten helfen kann, so BStBK-Präsident Raoul Riedlinger. Auf jeden Fall gelte aber etwa seit 2010, dass alle Steuerberater ihren Mandanten den Pauschalratschlag mit auf den Weg gäben, in ihr Personal zu investieren. Dieser Fokus gerate im Zuge der Digitalisierung etwas ins Hintertreffen, doch Mitarbeiter würden nichts von ihrer Bedeutung verlieren. Wirtschaft werde nach wie vor von Menschen gemacht, so Riedlinger. Der aktuelle Fachkräftemangel zeige einmal mehr deutlich auf, wie wertvoll sie für die Unternehmen sind. Steuerberater sollten daher gegenüber ihren Mandanten ruhig eine eigene Meinung zu Entlohnungssystemen und sozialen Einrichtungen eines Betriebes äußern.

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